Peter der Saganhafte


Radartist Peter Sagan für einmal als Wasserträger. Foto Benjamin Soland für Blick.
Radartist Peter Sagan für einmal als Wasserträger. Foto Benjamin Soland für Blick.

Sagan auf dem Rad ist wie Messi am Ball

Weltmeister Peter Sagan ist einer der grossen Stars an der Tour de Suisse 2016. Ein Kerl mit Ecken und Kanten und magischen Fähigkeiten.
Als Fabian Cancellara im April auf dem Weg von Paris nach Roubaix auf den Pavés stürzt und mehrere Fahrer hinter sich mitreisst, wirds für den Bruchteil einer Sekunde magisch. Peter Sagan fliegt wie ein Zauberer über das Rad von Cancellara und fährt weiter. Welch spektakuläre Flugeinlage des 25-jährigen Slowaken.
Sein Können? Unumstritten. Er ist gesegnet mit Talent und Instinkt und als ehemaliger Mountainbikeund Radquerfahrer gerüstet für jede Gefahr auf der Strasse. Bjarne Riis, früherer Tourde-France-Sieger und Ex-Teammanager von Sagan, sagt es so: «Peter ist eines der grössten Talente im Radsport und bereits einer der grössten Namen.»
Vom Lausbub zum Grossverdiener
Seine Persönlichkeit? Nicht unumstritten. Als junger Fahrer war er verschlossen und unfreundlich, später wurde er ausfällig. Man rätselte, was ihm wohl durch den Kopf geht, wenn er auf dem Siegerpodest lausbübisch lächelnd einer Ehrendame in den Po kneift, wie er das bei der Flandern-Rundfahrt 2013 tat. Diese Grapsch-Aktion rief die Frauenrechtlerinnen auf den Plan. Die Frauen würden bei Radrennen als «Lustobjekte» missbraucht. Sagan entschuldigte sich danach per Video-Botschaft bei der Ehrendame: «Ich verspreche, künftig mit mehr Respekt zu handeln.»
Heute gilt er als Rebell und Provokateur mit Charme und Genie und als Grossverdiener. Im russischen Team Tinkoff verdient er geschätzte 4 Millionen Euro im Jahr. Zukunft ungewiss. Gerüchten nach steht er vor einem Wechsel zum belgischen Team Etixx-Quick Step – auch Astana buhlt um den Superstar. Mit seinem grossen Können begeistert er die Teamchefs und verführt Journalisten zu poetisch-mutigen Vergleichen – Sagan auf dem Rad sei wie Messi am Ball oder Picasso mit dem Pinsel, schrieb die «NZZ». Und der BLICK schlicht: «Saganhaft!».

Als ihn ein französischer Journalist fragte, ob er der «Zlatan Ibrahimovic des Radsports» sei, zog der Slowake in einer für ihn typischen Geste die linke Augenbraue hoch und antwortete: «Ibrahimovic? Wer soll das sein?» Er liess seine Worte Sekunden lang wirken, dann prustete er los. Erwischt!

Sagan ist ein Segen für den Radsport. Einem Kerl mit seinem Talent und seiner Ausstrahlung erliegt man leicht. Wenn er in seinem holprigen Englisch und dem slawisch rollenden «r» sagt: «Every race is different and I try my best.» Dann empfindet man das womöglich nicht als unwichtigen Allerweltssatz aus dem Geimeinplatzfundus der Sportler, sondern als wegweisendes Statement eines Siegertypen.
In der Schweiz auf Rekordjagd
Sagan ist ein Segen auch für die Tour de Suisse. Der in Monaco lebende Slowake kommt zwar in erster Linie in die Schweiz, um sich hier auf die Tour de France vorzubereiten. Aber dass man Spektakel von ihm erwarten kann, zeigt seine hiesige Bilanz. Der amtierende Weltmeister liegt mit elf Etappensiegen gleichauf mit den Schweizer Radhelden Hugo Koblet und Ferdy Kübler. Mit einem weiteren Sieg zaubert sich der Magier zum alleinigen Rekord.

Erschienen im BLICK-Extra zur Tour de Suisse vom 11. Juni 2016 / Patrick Mäder

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