Interview mit Ringsprecher-Legende  Michael Buffer am 17. November 2017 im Zürcherischen Dübendorf


«Dank diesem einen Satz ist mein Leben ein Traum!»

Der Amerikaner Michael Buffer ist als Ringsprecher mit dem Satz «Let's get ready to rumble!» weltberühmt und steinreich geworden. Ein persönliches Interview über das Boxen, das Berühmtsein, das Älterwerden, über Musik und alte Schallplatten.
Mister Buffer, wir müssen übers Jungbleiben reden. Verraten Sie uns Ihr Geheimrezept?
Es gibt keines. Ich habe einfach Glück, gute Gene, ein gutes Leben.
Sie sind 73 Jahre alt, sehen aus wie fünfzig. Wie alt fühlen Sie sich im Herzen?
Da fühle ich mich wie vierzig.
Ist das Älterwerden ein Problem für Sie?
Nein, ich habe ja keine Zeit, darüber nachzudenken. Ich reise um die Welt, bin immer auf Achse. Aber klar, wenn der Rücken zwickt, dann weiss man schon, dass man kein Jungspund mehr ist.
Wie ist es möglich, dass man als Sportansager weltberühmt wird?
Das habe ich nicht geplant. Ich habe nicht im Traum daran gedacht, dass sich das so entwickeln könnte. Es ist einfach passiert. Ich hatte Glück.
Sie haben den Satz «Let's get ready to rumble» erfunden, den Sie jeweils vor den Boxkämpfen mit Inbrunst zelebrieren. Ein Satz wie eine rechte Gerade, die Ihnen alle Türen öffnete. Wann ist Ihnen dieser geniale Einfall gekommen?
Ich habe zu Anfang meiner Karriere verschiedene Sätze ausprobiert. Aber dann erinnerte ich mich an die Interviews von Muhammad Ali, der gerne das Wort «rumble» verwendete. Er sagte Sätze wie «I'm ready to rumble». Und daraus entstand mein «Let's get ready to rumble». Und dieser Satz funktioniert bis heute.
Sie haben den Satz markenrechtlich schützen lassen. Ein grandioser Streich. Wie viele Millionen haben Sie damit verdient?
Ich bin zufrieden und dankbar.
Sie wurden 2012 in die «Hall of Fame» aufgenommen, in die Ruhmeshalle des Boxsports. Was bedeutet Ihnen das?
Das macht mich ungeheuer stolz. Das ist sehr aufregend und eine grosse Ehre für mich.
Damit sind Sie auf Augenhöhe mit den grössten Boxern der Geschichte. Welcher hat Sie am meisten beeindruckt?
Muhammad Ali war der Grösste, die Begegnungen mit ihm waren eindrücklich und bleiben unvergesslich. Aber ebenso beeindruckt hat mich Sugar Ray Robinson, der am Ende der Karriere über 170 Siege und sechs WM-Titel erkämpft hatte. Man kann das ja heute alles auf Youtube nachschauen.
Kennen Sie auch einen Schweizer Boxer?
Nein, leider nicht. Aber ich habe in der Schweiz schon Boxkämpfe angesagt: Wladimir Klitschko gegen Thompson in Bern oder Valuev gegen Holyfield in Zürich.
Sie haben früher selber geboxt.
Ja, als junger Mann in der Armee.
Nie von einer Karriere als Profiboxer geträumt?
Nein, denn leider kann man als Boxer nicht nur zuschlagen. Da ist ein Gegner, der zurückschlagen will. Und darum bin ich lieber Ringsprecher.
Diesen Samstag sagen Sie in Dübendorf die «Laureus Charity Night» an. Die Bühne ist ein Boxring. Sind Sie aufgeregt?
Ich freue mich sehr auf diesen Abend. Eine Spendengala zugunsten von Kindern zu moderieren, ist eine Sache, mit der ich mich hundertprozentig identifizieren kann. Klar bin ich etwas aufgeregt, das gehört dazu. Aber dank dem Boxring wird es eine Art Heimspiel für mich.
Um die Welt reisen, viel Geld verdienen, berühmte Leute treffen – Ihr Job klingt fantastisch. Gibt es auch eine andere Seite?
Es ist tatsächlich ein Traumjob. Aber es ist auch viel Stress. Die Zeitverschiebungen, die vielen Termine. 2017 habe ich nur drei freie Wochenenden.
Was sagt Ihre Frau dazu?
Wir reisen ja oft zusammen. Aber wenn wir dann zu Hause sind, geniessen wir es in vollen Zügen.
Wie dürfen wir uns das vorstellen?
Wir haben einen Garten, vier Hunde und eine gemütliche Stube, wo gute Musik läuft.
Welche Art von Musik?
Opern, Klassisch, Jazz, Oldies...
Auf Schallplatten?
Ich hatte früher eine Menge Schallplatten. Aber als wir von Philadelphia nach Los Angeles umzogen, da nahm ich sie leider nicht mit. Ich hatte auch viele Singles, ein wahrer Schatz. Heute lade ich mir die Musik digital auf das Tablet.
Dieser Traum von Leben hätte 2008 eine dramatische Wende nehmen können. Da wurde bei Ihnen Kehlkopfkrebs diagnostiziert.
Ja, es hätte alles anders kommen können. Und wieder hatte ich Glück. Der Tumor wurde früh entdeckt, ich wurde operiert und war dreissig Tage später bereits wieder arbeiten.
Hat Sie diese Krankheit als Mensch verändert?
Meine Stimmlage hat sich leicht verändert. Und ich lebe seither bewusster und dankbarer.
Sie waren Soldat, Autoverkäufer, Gucci-Model, Schauspieler, Ringsprecher – genug Stoff für eine Biografie. Mit welchem Titel?
«Die Wahrheit hinter dem Satz: Let’s get ready to rumble». Vielleicht komme ich bald dazu, das Buch zu schreiben.

Erschienen im Blick vom 18. November 2017 / Patrick Mäder

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